Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten der Revision
the_artist_the_robot [2017/09/02 07:08] – angelegt tanjathe_artist_the_robot [2017/09/02 07:08] tanja
Zeile 1: Zeile 1:
 Dieser Text wurde in der Versorgerin #115 veröffentlicht. Dieser Text wurde in der Versorgerin #115 veröffentlicht.
 \\ \\
-**„The Artist“ and „The Robot“**+**„THE ARTIST“ and „THE ROBOT“**
  
 **Oliver Schürer, Christoph Hubatschke und Chris Müller über ihr bei STWST48x3 laufendes Projekt „The Robot is present“ – und den asynchronen Dialog zum Empfinden von Präsenz.** **Oliver Schürer, Christoph Hubatschke und Chris Müller über ihr bei STWST48x3 laufendes Projekt „The Robot is present“ – und den asynchronen Dialog zum Empfinden von Präsenz.**
Zeile 15: Zeile 15:
  
 Performances versuchen oftmals eine direkte Präsenz zu erzeugen. Als Unmittelbarkeit und Happening kann sie nur einmal auf eine bestimmte Weise aufgeführt werden, sodass bei jeder Wiederholung Neues erzeugt, und der Präsenz-Begriff geradezu fetischisiert wird. Doch Präsenz ist, folgt man Derrida, immer schon vermittelt (repräsentiert), immer schon mehr als nur Gegenwärtiges oder Unmittelbares (Zurückgehaltenes).  Performances versuchen oftmals eine direkte Präsenz zu erzeugen. Als Unmittelbarkeit und Happening kann sie nur einmal auf eine bestimmte Weise aufgeführt werden, sodass bei jeder Wiederholung Neues erzeugt, und der Präsenz-Begriff geradezu fetischisiert wird. Doch Präsenz ist, folgt man Derrida, immer schon vermittelt (repräsentiert), immer schon mehr als nur Gegenwärtiges oder Unmittelbares (Zurückgehaltenes). 
 +\\
 **The Robot is present,**  **The Robot is present,** 
 transformiert die legendär gewordene MOMA Performance The Artist is Present von Marina Abramović. Damit wird menschliche Präsenz, im Kontrast zu anderen Formen von Präsenz untersucht. BesucherInnen beobachten die potentiellen A. I., verkörpert durch einen humanoiden Roboter. Indem sie die niedliche, menschgeformte Maschine betrachten, finden sie sich einem Spiegel gegenüber, der Fragen zurückwirft: Wird die Präsenz der A. I. im Unterschied zur Präsenz des Humanoiden empfindbar? Was ist nichtmenschliche, nichttierische oder nichtpflanzliche Präsenz? Ist Präsenz nur unmittelbar spürbar oder auch technisch erzeugbar? Wenn bei der Produktion von Präsenz kein Lebewesen simuliert wird, was wird dann präsent gemacht? Kann eine Automatisierung von intelligentem Verhalten tatsächlich Emotionen evozieren? Unterscheiden sich Emotionen, die man einer unbelebten Entität gegenüberbringt von solchen, die eine lebendige Entität auslöst? Welchen Anteil an der Emotion hat das Gegenüber, welchen das Ich? transformiert die legendär gewordene MOMA Performance The Artist is Present von Marina Abramović. Damit wird menschliche Präsenz, im Kontrast zu anderen Formen von Präsenz untersucht. BesucherInnen beobachten die potentiellen A. I., verkörpert durch einen humanoiden Roboter. Indem sie die niedliche, menschgeformte Maschine betrachten, finden sie sich einem Spiegel gegenüber, der Fragen zurückwirft: Wird die Präsenz der A. I. im Unterschied zur Präsenz des Humanoiden empfindbar? Was ist nichtmenschliche, nichttierische oder nichtpflanzliche Präsenz? Ist Präsenz nur unmittelbar spürbar oder auch technisch erzeugbar? Wenn bei der Produktion von Präsenz kein Lebewesen simuliert wird, was wird dann präsent gemacht? Kann eine Automatisierung von intelligentem Verhalten tatsächlich Emotionen evozieren? Unterscheiden sich Emotionen, die man einer unbelebten Entität gegenüberbringt von solchen, die eine lebendige Entität auslöst? Welchen Anteil an der Emotion hat das Gegenüber, welchen das Ich?
Zeile 22: Zeile 22:
 Dies provoziert die Untersuchung von Präsenz.  Dies provoziert die Untersuchung von Präsenz. 
 The Artist is Present wurde in einem hochkulturellen Tempel, einem White Cube, aufgeführt. Das New Yorker Museum Moma ist Sinnbild für globale Hochkultur und Spitzenkunst. Dort sah man Abramović im prächtigen Samtkleid, im Foyer an einem Tisch mit nur einer Besucherin, alles Weiß in Weiß, alles exakt gleichmäßig ausgeleuchtet, alles spricht von Reinheit, alles ist Abstraktion und Inszenierung einer Persönlichkeit, alles fokussiert im Loop nur auf The Artist. Die Arbeit The Robot is Present stellt sich in das Ready Made einer Werkstatt, eine grey Box. Das perfekte, glänzende Gehäuse eines humanoiden Roboters aus Massenproduktion, im ungleichmäßig verteilten Licht der konkreten Spuren menschlicher Arbeit. Das stundenlange Ertragen der Performerin, wird dem Betrieb eines humanoiden Roboters gegenübergestellt. Dieses Reproduzieren der Performance mit ungleichen, nahezu unlauteren Mitteln, bricht einmal mehr mit der Tradition der Kunstform Performance und erlaubt die Untersuchung der Verkörperung von Mensch, als technische Reproduzierbarkeit von Präsenz. The Artist is Present wurde in einem hochkulturellen Tempel, einem White Cube, aufgeführt. Das New Yorker Museum Moma ist Sinnbild für globale Hochkultur und Spitzenkunst. Dort sah man Abramović im prächtigen Samtkleid, im Foyer an einem Tisch mit nur einer Besucherin, alles Weiß in Weiß, alles exakt gleichmäßig ausgeleuchtet, alles spricht von Reinheit, alles ist Abstraktion und Inszenierung einer Persönlichkeit, alles fokussiert im Loop nur auf The Artist. Die Arbeit The Robot is Present stellt sich in das Ready Made einer Werkstatt, eine grey Box. Das perfekte, glänzende Gehäuse eines humanoiden Roboters aus Massenproduktion, im ungleichmäßig verteilten Licht der konkreten Spuren menschlicher Arbeit. Das stundenlange Ertragen der Performerin, wird dem Betrieb eines humanoiden Roboters gegenübergestellt. Dieses Reproduzieren der Performance mit ungleichen, nahezu unlauteren Mitteln, bricht einmal mehr mit der Tradition der Kunstform Performance und erlaubt die Untersuchung der Verkörperung von Mensch, als technische Reproduzierbarkeit von Präsenz.
 +\\
 **Multiple robotische Präsenz(en),** **Multiple robotische Präsenz(en),**
 sprechen einen signifikanten Aspekt von technischer Reproduzierbarkeit an, den der massenhaften Vervielfältigung. The Artist spricht im Singular. Die Roboter-Installation bAm multipliziert den Singular und erforscht die Möglichkeiten des Plurals. Vervielfältigt sich die Intensität einer singulären Präsenz einfach mit der Anzahl der Entitäten? Löst sich in einem Schwarm, eine singuläre Präsenz rückstandslos auf? sprechen einen signifikanten Aspekt von technischer Reproduzierbarkeit an, den der massenhaften Vervielfältigung. The Artist spricht im Singular. Die Roboter-Installation bAm multipliziert den Singular und erforscht die Möglichkeiten des Plurals. Vervielfältigt sich die Intensität einer singulären Präsenz einfach mit der Anzahl der Entitäten? Löst sich in einem Schwarm, eine singuläre Präsenz rückstandslos auf?